HUGENOTTEN 64. Jahrgang Nr. 3 / 2000 Themenheft: Hugenottenmuseen 74 Titelbild:Cevennenstube im Deutschen Hugenotten-Museum (vgl. S. 75 ff.). Inhaltsverzeichnis Das Deutsche Hugenotten-Museum in Bad Karlshafen an der Weser von Andrea Emmel.......................................................................................................... S. 75 Das Waldensermuseum In Gottstreu von Thomas Ende .......................................................................................................... S. 81 Hugenotten-Museen in Europa zusammengestellt von Jochen Desel............................................................................ S.83 Das Textilgewerbe in Friedrichsdorf/ Ts. im 18. Jahrhundert von Daniela Eifert............................................................................................................ S. 91 Neue Bücher und Aufsätze............................................................................................ S. 96 www.Hugenottenim Internet. (2).................................................................................. S. 97 Buchbesprechung ........................................................................................................... S. 98 „From Strangers to Citizens“ - Kurzbericht über eine internationale Konferenz von Andreas Flick............................................................................................................ S. 99 300 Jahre Evangelisch-reformierte Kirche zu Leipzig von Hans-Jürgen Sievers............................................................................................. S. 100 Beschluß der Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche (...) zur Erklärung zur Rechtfertigungslehre des lutherischen Weltbundes und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Kirche ....................... S. 102 Kurzmeldungen.............................................................................................................. S. 103 Als Beilage enthält dieses Heft Ergänzungen zum Mitgliederverzeichnis. Anschriften der Verfasser Jochen Desel, Otto-Hahn-Str.12, 34369 Hofgeismar Daniela Eifert, Wolfram-von-Eschenbach-Str.18c, 65187 Wiesbaden Andrea Emmel, Hafenplatz 9a, 34385 Bad Karlshafen Thomas Ende, Eduard-Stremme-Str.10, 34359 Reinhardshagen Andreas Flick, Hannoversche Str. 61, 29221 Celle Dr. Ursula Fuhrich-Grubert, Albrechtstr. 100, 12103 Berlin Dr. Hans-Jürgen Sievers, Tröndlinring 7, 04105 Leipzig Erich Wenneker, Kirchtor 3a, 31061 Alfeld Die ZeitschriftHUGENOTTEN(DER DEUTSCHE HUGENOTT) wird herausgegeben von derDeutschen Hugenotten- Gesellschaft e.V.,Hafenplatz 9a, 34385 Bad Karlshafen. Tel. 05672- 1433. Fax: 05672- 925072. E- mail: Refce@t- online. de. HUGENOTTEN erscheint als Mitgliederzeitschrift vierteljährlich. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag von derzeit 60,– DM enthalten. Einzelheft 8,00 DM, Auflage: 1500.Schriftleitung: Andreas Flick, Hanno-versche Str. 61, 29221 Celle(presserechtlich verantwortlich). Für den Inhalt der einzelnen Beiträge sind die Autoren verantwortlich. Druck: Druck & Werbung, Celle. ISSN 0340- 3718. 75 Das Deutsche Hugenotten-Museum in in Bad Karlshafen an der Weser von Andrea Emmel In einem frühindustriellen Fabrikgebäude, einer ehemaligen Tabakfabrik aus dem Jahre 1847, wurde im April 1989 das Deutsche Hugenotten-Zentrum eingeweiht. „Zentrum“ insofern, als dort neben dem Deutschen Hugenotten- Museum auch die verschiedenen Institutionen der Deutschen Hugenotten- Gesellschaft wie z. B. eine Fachbibliothek, eine genealogische Beratungsstelle und ein Bildarchiv zur Hugenottengeschichte zentral zu-sammengefaßt worden sind. Idealmodell der Stadt (Bad) Karlshafen. Warum Bad Karlshafen? Die Stadt Bad Karlshafen wurde als Standort gewählt, weil die Geschichte und vor allem die Entstehung der Stadt durch die Hugenotten geprägt wur-den. Bad Karlshafen verdankt seine Gründung den ehrgeizigen Zielen des damaligen Landesherrn, des Landgrafen Carl von Hessen- Kassel (1654-1730), nach dessen Plänen Karlshafen die wichtigste Wirtschafts- und Handelsstadt Hessens werden sollte. Er stellte sich Karlshafen als Aus-gangsort für sein großangelegtes Kanalprojekt vor, das die Weser bei Karlshafen mit der Fulda in der damaligen Residenzstadt Kassel durch einen Kanal, im eigenen Land, verbinden sollte. 76 Der Landgraf wollte damit das sogenannte „Stapelrecht“ im benachbarten, damals welfischen Hannoversch Münden umgehen. Es handelte sich hier-bei um eine Zollbestimmung, wonach Schiffe Hannoversch Münden erst passieren durften, nachdem die an Bord befindlichen Waren drei Tage dort zum Verkauf angeboten worden waren. Das führte beim Warentransport auf der Weser, die damals ein wichtiger Wasserwirtschaftsweg war, zu er-heblichen Zeitverzögerungen. An der Einmündung dieses Kanals sollte die neue Stadt mit einer reprä-sentativen Stadtarchitektur nach einem Idealplan mit einem leistungsfähi-gen Hafen sowie mit Manufakturgebäuden, Packhäusern, Invalidenhäusern und Kirchen entstehen, bei denen er sich die Kenntnisse und Fertigkeiten der Hugenotten zunutze machen wollte. 1699 wurde der Grundstein für die Stadt, die ursprünglich „Sieburg“ genannt wurde, gelegt. Die huge-nottischen Gründerfamilien der Stadt gehörten der zweiten Einwande-rungswelle in Hessen an. Die Mehrzahl der Familien stammte aus Süd-frankreich, insbesondere aus den traditionsreichen Hugenottengemeinden der Cevennentäler. Schon ein Jahr nach der Grundsteinlegung wurden die Privilegien, die zu-nächst nur für die französischen Gründerfamilien gewährt worden waren, wie mehrjährige Steuerfreiheit und die Bereitstellung kostenloser Baumate-rialien, auch auf deutsche Siedler ausgedehnt. Die Stadtgründung erwies sich aber schon bald als wirtschaftlicher Fehlschlag, weil der Kanalbau aus technischen Gründen nicht zu bewältigen war und nach wenigen Jahren, mit dem Tod des Landgrafen Carl 1730, eingestellt werden mußte. Zu ei-nem bedeutenden Handelsplatz brachte es Karlshafen in seiner Geschichte nicht. Zwar haben nicht zuletzt die hugenottischen Familien in der Stadt versucht, Hut-, Handschuh- und Tuchmanufakturen zu errichten, doch blieb ein langfristiger Erfolg aus. Günstiger für die Zukunft der Stadt erwies sich die Entdeckung der Sole-quelle im Jahr 1730 durch den französischen Apotheker Jacques Galland. Damit war die Grundlage für den Bade- und Fremdenverkehr in Bad Karls-hafen gelegt. Die Stadt weist noch heute die geschlossene Barockarchi-tektur des 18. Jahrhunderts auf, in deren Mittelpunkt auch das Museum sein Domizil gefunden hat. Rundgang durch das Museum Dem Museum steht eine Ausstellungsfläche von 500 m 2 zur Verfügung, die sich über zwei Etagen erstreckt. In der ersten Etage wird die Vorgeschichte der Hugenotten in Frankreich dokumentiert, in der zweiten die Aufnahme der Hugenotten in den deutschen Aufnahmeländern. 77 Dabei war es möglich, einen Teil des historischen Treppenhauses so zu integrieren, daß ein interner Rundgang durch die beiden Museumsetagen geschaffen werden konnte. Ziel der Ausstellung ist es, Herkunft und Flucht, Aufnahme und Assimilation sowie Wirkung und Ausstrahlung der Glaubensflüchtlinge auf die jeweiligen Aufnahmeländer zu dokumentieren. Anhand originaler, teilweise sehr seltener Graphik beginnt die Ausstellung im 16. Jahrhundert mit den Anfängen der Reformation in Deutschland wie in Frankreich. Die prägende Kraft hugenottischer Eigenart liegt in der Ge-schichte der Reformation in Frankreich. Charakteristika der hugenottischen Glaubenslehre werden hierbei beson-ders herausgearbeitet. Ein Großfoto des „Temple de Charenton“ bei Paris, des Prototyps der reformierten Kirchen, eine Kirchenbank und zeitgenössi-sche Kupferstiche der Reformatoren Luther, Calvin und des Genfer Predi-gers Farel sowie religiöse Schriften, Zulassungsmarken zum Abendmahl (mereaux) und ein Abendmahlstuch geben einen Einblick in das religiöse Leben der Hugenotten. Die wichtigsten Thesen Calvins, die richtungwei-send für die Hugenotten waren, und die von ihm entwickelte neue Kir-chenordnung, die 1559 auf der geheimen Nationalsynode in Paris verab-schiedet wurde, sind anhand großformatiger Schaubilder dargestellt. Die weiteren Ereignisse, die zum unmittelbaren Verständnis der Hugenot-tengeschichte beitragen, wie die Hugenottenkriege, die Bartholomäus-nacht, das Toleranzedikt von Nantes, das den Hugenotten Glaubensfreiheit zugestand, sind im Museum durch Wendetafeln, die von den Besuchern selbst bewegt werden können, in den wichtigsten Zugeständnissen darge-stellt. Zu den Hugenottenkriegen ist ein Diorama, das den Besuchern eine Szenerie aus den kriegerischen Auseinandersetzungen plastisch vor Au-gen führt, aufgebaut. Die erneuten Verfolgungen der Hugenotten nach dem Tod Heinrichs IV. 1610 und der Erlaß des Ediktes von Fontainebleau, des sogenannten Re-vokationsediktes durch Ludwig XIV. 1685, das die Entrechtung der Huge-notten in Frankreich zur Folge hatte, werden anhand zeitgenössischer Ex-ponate sowie durch Kupferstiche und Radierungen chronologisch darge-stellt. Großfotos, Inszenierungen, Modelle sowie ein weiteres Diorama ver-suchen diese Zeitabschnitte lebendig werden zu lassen. Besonderes Augenmerk wurde in diesem Zusammenhang auf die Darstel-lung der Verfolgung der Hugenotten gelegt. Modelle geben Einblicke in die verschiedenen Arten der Verfolgungen und in die Zeit der „Kirche der Wü-ste“, in der die französisch- reformierte Kirche zwischen 1685 und dem Tole-ranzedikt von 1787 im Verborgenen arbeitete: Gläubige versammelten sich 78 heimlich und nahmen transportable Kanzeln zur Ausübung ihrer Got-tesdienste an abseits gelegenen Orten mit. Dabei beschränkt sich die Ausstellung jedoch nicht darauf, den chronologi-schen Werdegang darzustellen, sondern sie bemüht sich, auch einen Ein-blick in das Alltagsleben der Hugenotten im 17. und 18. Jh. zu geben. Die Rekonstruktion einer Bauernstube aus Südfrankreich (Cevennen), der Heimat zahlreicher in Deutschland ansässig gewordenen Hugenotten so-wie zeitgenössische Gebrauchsgegenstände ergänzen diesen Ausstel-lungsbereich. Die Darstellung des persönli-chen Schicksals eines verfolg-ten Hugenotten, des Kerami-kers Bernard Palissy (16. Jh.), der zunächst von Katharina von Medici vor den Verfolgun-gen geschützt wurde, später jedoch im Pariser Staatsge-fängnis wegen seines Glau-bens sterben sollte, versucht stellvertretend für viele andere Schicksale, den Leidensweg der Hugenotten aufzuzeigen. Im Museum sind darüber hin-aus sieben seiner in Deutsch-land sehr selten zu sehenden Keramiken ausgestellt. Im Frühjahr letzten Jahres wurde zudem eine Abteilung mit der Rekonstruktion einer Beckwith- Schule eröffnet. Der englische Offizier Beckwith setzte sich in den Waldenser-tälern für ein umfassendes Bildungswesen ein und ließ mit Unterstützung der anglikanischen Kirche in England Schulgebäude errichten. Die zweite Etage des Museums ist der Aufnahme der Hugenotten in Deutschland gewidmet. Stellvertretend für andere Aufnahmeländer des deutschen Refuges, werden hier Brandenburg- Preußen, Hessen- Kassel und Franken mit ihren besonderen Aufnahmestrukturen vorgestellt. Dazu war es nötig, von der chronologischen Darstellungsweise abzuweichen und die Ausstellung nach thematischen Schwerpunkten zu gliedern. Keramik-Teller von Bernard Palissy um 1700. 79 Der Hauptakzent wurde hierbei auf die Einflußnahme der Hugenotten im handwerklichen, wissenschaftlichen und kunstgewerblichen Sektor gelegt. Zur Veranschaulichung wurden eine Handschuhmacherwerkstatt und Teile einer Strumpfwirkerwerkstatt rekonstruiert. Silberarbeiten der hugenotti-schen Silberschmiede Godet aus Berlin werden dokumentiert, ebenso das Wirken Daniel Nikolaus Chodowieckis (1726- 1801), des bedeutendsten bildenden Künstlers im deutschen Refuge. Ein besonderer Stellenwert kommt der hugenottischen Stadtgründung Karlshafens zu. Exemplarisch für andere Stadtgründungen werden die Strukturen einer geplant angelegten Stadt sowie deren Geschichte aufge-zeigt. Ein kleiner Ausstellungsbereich ist der Geschichte des Tabaks, be-zugnehmend auf das Museumsgebäude, gewidmet. Auch die umliegenden ländlichen Kolonien in Nordhessen finden Berück-sichtigung. Deutsches Hugenotten-Museum in Bad Karlshafen. Gegenwartsbezug Aus der Geschichte lassen sich dann besonders gute Lernerfolge erzielen, wenn ein historischer Bezug zur eigenen erlebten Gegenwart möglich ist. So bildet die gerade in unserer Zeit so wichtige Auseinandersetzung mit der Flüchtlingsproblematik einen weiteren Ausstellungsbereich. Zeitungs- 80 ausschnitte zur heutigen Situation kennzeichnen die Kontinuität der Flücht-lingsproblematik. Dabei ist es nicht möglich, die vielschichtige Problematik darzustellen, sondern es können lediglich Denkanstöße gegeben und Ent-wicklungstendenzen deutlich gemacht werden, die zu Fragen anregen und das Interesse und Verständnis für die Flüchtlingsproblematik wecken kön-nen. Als ein Besucherschwerpunkt hat sich im Laufe der Zeit die gute Annahme des Museums durch Schulen mit französischen Austauschschülern entwi-ckelt. So bietet das Hugenotten- Museum Gelegenheit, die heute so brisan-te Frage der Aufnahme von Ausländern in Deutschland unter den unter-schiedlichsten Aspekten darzustellen. Einerseits wurden die Hugenotten aufgrund ihres Glaubens in ihren Herkunftsländern verfolgt, andererseits waren sie in Deutschland durch ihre handwerkliche Kunst willkommen. Als Themen des Geschichtsunterrichts bieten sich neben den naheliegend-sten die Geschichte der Hugenotten, der Reformation in Deutschland und Frankreich, auch die Behandlung von Fragen, wie Menschen auf der Flucht, die Existenzprobleme von Minderheiten in der Vergangenheit und heute an. Darüber hinaus kommt aber auch die Verbindung des Kunstunterrichts mit einem Besuch des Museums in Betracht. Es lassen sich aus der Darstel-lung der Herstellungstechniken von Handschuhen und Strümpfen Anre-gungen für die Auseinandersetzung mit handwerklicher Kunstfertigkeit nehmen. Die zahlreichen Kupferstiche, Lithographien und Radierungen ermöglichen die Vorstellung dieser graphischen Techniken. Auskünfte, Anmeldung von Führungen: Deutsches Hugenotten-Museum Hafenplatz Hafenplatz 9a, 34385 Bad Karlshafen Telefon 05672-1410 / E-mail AndreaEmmel@ aol. de Öffnungszeiten: Di. bis Sa. 10.00 Uhr - 12.00 Uhr und 14.00 Uhr - 18.00 Uhr So. 11.00 Uhr - 18.00 Uhr Mo. Geschlossen Geschlossen vom 31.12. bis 16.02. Führungen sind nach vorheriger Anmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. 81 Das Waldensermuseum in Gottstreu von Thomas Ende Am Osthang des Reinhardswaldes – in direkter Nähe zur Bundesstraße 80 – befindet sich ein etwa 380 Einwohner zählende Dorf, das sich auf den ersten Blick kaum von den benachbarten Siedlungen unterscheidet. Die Aufmerksamkeit der zahlreichen Passanten weckt jedoch vielfach das Ortsschild mit der Aufschrift „Gottstreu – Gemeinde Oberweser “. Was mag sich hinter diesem geheimnis- und bedeutungsvollen Ortsnamen verber-gen? Geht man der Frage nach, verläßt die Bundesstraße und biegt in die Wal-denserstraße ein, so wird man in das Zentrum des kleinen Dorfes geleitet und findet dort die Waldenserkirche sowie das Waldensermuseum. Bei einem Museumsrundgang wird die besondere Tradition und Prägung des Ortes deutlich. Waldensermuseum Gottstreu: Abteilung Baugeschichte. Auf Veranlassung des Landgrafen Carl von Hessen- Kassel wurde die Sied-lung 1722 von Waldensern französischer Herkunft gegründet, ebenso wie der benachbarte Ort Gewissenruh. Einer beispiellosen Odyssee gleicht der Weg, den die Waldenser von Val Cluson bis an die Oberweser führte, ge- 82 kennzeichnet von Zwischenaufenthalten in der Schweiz sowie im Bereich verschiedener deutscher Staaten und in Dänemark. Diese „Waldenserwan-derung” ist im Gottstreuer Museum ausführlich dokumentiert. Weitere Ausstellungsschwerpunkte betreffen die Bereiche Bau- und Sied-lungsgeschichte, Kirche und Schule sowie Genealogie. Eine umfangreiche Sammlung historischer Fotos aus Gottstreu und Gewissenruh greift ver-schiedene Aspekte des dörflichen Lebens auf. Besondere Beachtung findet bei den Besuchern auch die „Waldenserstube” mit landwirtschaftlichen Geräten, Werkzeugen und typischem Hausrat der Waldensertäler. Die Anfänge des Gottstreuer Museums, das die Waldenserkolonie Gewis-senruh gleichberechtigt einschließt, gehen auf das Jahr 1991 zurück. Seit 1993 hat der Verein “Waldenserfreunde Gottstreu - Gewissenruh” die Trä-gerschaft des Museums übernommen. Zwei Jahre später konnte der Um-zug vom ursprünglichen Standort im Gottstreuer Dorfgemeinschaftshaus in die ehemalige Dorfschule erfolgen. Enge Kontakte unterhalten die Wal-denserfreunde zu Pfarrer i. R. Dr. Theo Kiefner, Calw. In Kürze wird er seine umfassende Sonderausstellung zur Geschichte der Waldenser dauerhaft im Gottstreuer Museum deponieren. Museumsführungen – auch kombinierbar mit historischen Ortsrundgängen – können unter Tel. 05544/ 7096 angemeldet werden (Eintritt frei). Darüber hinaus ist der Museumsschlüssel bei verschiedenen Kontaktpersonen in-nerhalb des Dorfes erhältlich. Die entsprechenden Anlaufstellen sind dem Schaukasten des Museums zu entnehmen. Feste Öffnungszeiten bestehen momentan nicht. Anschrift des Museums: Waldenserstr. 1, 34399 Oberweser- Gottstreu Postanschrift für Anmeldung, Infos: Thomas Ende, Eduard- Stremme- Str. 10, 34359 Reinhardshagen 14.- 16. Juli 2000 Stadt Bad Karlshafen Hugenottenfest /Fête des huguenots Am Hafenplatz Eröffnung: Freitag 14. Juli, 14.00 Uhr Weinfest mit Kleinkunstbühne/Kunsthandwerkermarkt / Tag der offenen Tür im Deutschen Hugenotten- Museum mit Kaffeegarten 83 Hugenotten-Museen in Europa zusammengestellt von Jochen Desel Das wachsende historische In-teresse der letzten Jahre hat in zahlreichen Orten des In- und Auslands, die von hugenotti-scher Tradition bestimmt sind, Schausammlungen entstehen lassen. Diese zeigen mit ver-schiedener Schwerpunktsetzung Gegenstände, Bilder, Bücher und Akten zur Geschichte der Hugenotten. Besondere Bedeutung kommen in Deutschland dem Deutschen Hugenotten- Museum in Bad Karlshafen und dem Hugenot-tenmuseum in Berlin zu. Beson-ders reichhaltig ist das museale Angebot im hugenottischen Ur-sprungsland Frankreich. Das bekannteste Museum ist dort das vielbesuchte „Musée du Désert“ in den südfranzösischen Cevennen bei Anduze. Aber auch die anderen Museen und Gedenkstätten Frankreichs sind empfehlenswert. Reichhaltige Bestände befinden sich im Mu-seum und in der Bibliothek des französischen Protestantismus in der rue des Saints- Pères in Paris. Vollständigkeit in der Aufzählung und Beschreibung der Museen kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht erreicht werden. Deshalb ist der Verfasser der folgenden Museumsliste für ergänzende Hinweise dankbar. Verzichtet wurde auch auf die Angabe der Öffnungszeiten der Museen, weil diese saisonalen Schwankungen unterliegen. Der Französische Dom in Berlin (Schnittzeichnung) 84 Belgien Musée de la Vie Wallonne Cour des Mineurs B-4000 Liège (Lüttich) Ethnologie und Folklore der Wallonen Musée Philippe de Marnix à Mont-Sainte-Aldegonde B-7141 B-7141 B-7141 Morlanwelz Deutschland Stadtmuseum Hofgeismar Deutsches Hugenotten-Museum Hafenplatz Hafenplatz 9 a D-34385 Bad Karlshafen Geschichte der Hugenotten und Waldenser in Frankreich und im deutschen Refuge Tel. 05672-1410 Hugenotten-Museum Berlin im Französischen Dom am Gendarmenmarkt D-10117 Berlin Geschichte der Hugenotten in Frank-reich sowie in Berlin/ Brandenburg Tel. 030-2291760 Stadtmuseum Erlangen Martin-Luther-Platz 9 D-91054 Erlangen Hugenottengeschichte der Stadt Erlangen Schwerpunkt hugenottisches Handwerk (Handschuhmacher und Strumpfwirker) Tel. Stadtverwaltung 09131-860 Stadtmuseum Hofgeismar Petriplatz Abteilung Hugenotten in Hessen D-34369 Hofgeismar Tel. 05671-4791 85 Hugenottenhaus Schöneberg Bremerstr. 19 D-34369 Hofgeismar-Schöneberg Siedlerhaus Siedlerhaus der Hugenotten als Baudenkmal Tel. 05671-1591 Waldenser-Museum Henri-Arnaud-Haus Henri-Arnaud-Haus Schönenberg D-75417 Mühlacker Geschichte der Waldenser in Württemberg Tel. 07041-7436 Daniel-Martin-Haus Dorfmuseum Dorfmuseum Dorfmuseum Schwabendorf D-35282 Rauschenberg/ Hessen Ausstellung aus der Geschichte und Gegenwart des Waldenserdorfes Museum der Stadt Neu-Isenburg. Haus zum Löwen Löwengasse 24 D-63263 Neu-Isenburg Handwerk Handwerk und Geschichte der Hugenot-ten in Neu-Isenburg Tel. Tel. 06102-33251 Henri-Arnaud-Haus in Ötisheim-Schönenberg 86 Waldenserhaus Walldorf Langstr. 96 D-64546 Mörfelden-Walldorf Geschichte Geschichte der Waldenser in Walldorf Tel. Stadtverwaltung 06105-9380 Stadtarchiv und Hugenottenmuseum Hugenottenstr. 93 D-61381 Friedrichsdorf Geschichte der Hugenotten in Friedrichsdorf Tel. 06172-72142 Waldenserstube D-34399 Oberweser-Gottstreu Geschichte Geschichte der Waldenser allgemein und ortsbezogen Tel. 05574-424 Frankreich Geburtshaus von Pierre und Marie Durand. Bibliothèque et Musée du Protestantisme Français 54, rue des Saints-Pères F-75007 F-75007 Paris Autographen, Bücher, Gemälde, Graphik und Medaillen zur Geschichte der Hugenotten in Frankreich Le Musée du Désert Mas Soubeyran-Mialet F-30140 F-30140 Mialet (Dep. Gard) Umfangreiche Präsentation der Geschichte und der Verfolgungen der Hugenotten in Südfrankreich Tel. 0466850272 87 La Tour de Constance F-30220 Aigues-Mortes (Dep. Gard) Gedenkstätte für Marie Durand, die mit anderen Hugenottinnen 38 Jahre in dem Gefängnisturm von Aigues-Mortes ver-brachte. Stein mit der Inschrift „resister.” Le Musée Protestant de la Rochelle Temple de l’Eglise Réformée 2, rue Saint-Michel F-17000 F-17000 La Rochelle (Dep. Charente Maritime) Geschichte der Hugenotten in La Rochelle und in der Region Aunis-Saintonge; Palissy-Keramik Le Musée du Vivarais Protestant Le Bouschet-de-Pranles F-07000 F-07000 F-07000 Pranles (Dep. Ardèche) Geburtshaus von Marie und Pierre Durand Le Musée du Protestantisme Dauphinois F-25160 Poët-Laval bei Dieulefit (Dep. Drôme) Geschichte der Hugenotten im Dauphiné mit Bibliothek Le Musée du Protestantisme en Haut-Languedoc Maison Maison du Luther F-81260 Ferrières (Dep. Tarn) Geschichte der Hugenotten in Südfrank-reich Tel. 0563740549 Le Musée Calvin de Noyon 6, place Aristide-Briand F-60400 F-60400 Noyon (Dep. Oise) Hugenotten-Museum im Geburtshaus Calvins mit Schwerpunkt seines Lebens und Wirkens Tel. 0144440359 La Muse F-84360 Merindol (Dep. Vaucluse) Dokumentations- und Begegnungszen-trum der Association d’Etude des Vaudoises du Luberon Waldensergeschichte in Südfrankreich La Bibliothèque et Musée du Prote-stantisme du Centre de la France F-89300 Joigny (Dep. Yonne) Geschichte der Hugenotten in Zentral-frankreich Le Musée de la France Protestante de l’Ouest Le Bois-Tiffrais, Monsireigne F-85110 Chatonnay (Dep. Vendée) Hugenottengeschichte in Westfrankreich Bibel- und Psalmensammlung Tel. 0251662440 La Maison du Protestantisme Poitevin F-79800 La Couarde (Dep. Deux-Sèvres) Zwei Zwei Hugenotten-Tempel und eine Do-kumentation der Dragonaden im Poitou 88 Le Musée de Châtillon-Coligny Hôtel-Dieu Hôtel-Dieu F-45230 F-45230 Châtillon-Coligny (Dep. Loiret) Geschichte der Reformation in Frank-reich und Dokumentation zur Familie Coligny La Tour de Crest Citadelle F-26400 Crest (Dep. Drôme) Ehemaliges Gefängnis. Gedenkstätte der Hugenotten Memorial Huguenot de l’Ile Sainte-Marguerite F-06400 F-06400 Cannes (Dep. Alpes-Maritimes) Auf Auf der Insel befindet sich eine Gedenk-stätte für sieben hugenottische Märtyrer-pfarrer Memorial du Serre de la Palle F-07190 Saint-Genest-Lachamp (Dep. Ardèche) Gedenkstätte für die hugenottischen Toten des 19. Februar 1689 Le Musée des Vallées Cévenoles 95 Grand Rue F-30270 St.-Jean-du-Gard(Dep. Gard) Geschichte der Hugenotten in den Cevennen; Handwerk und Landwirt-schaft der Hugenotten Le Musée Cévenol Rue Calquières F-30120 Le Vigan (Dep. Gard) Geschichte der Hugenotten in den Cevennen Le Musée Protestante d'Orthez F-64300 Orthez (Dep. Pyrénées-Atlantiques) Geschichte der Hugenotten im Südwe-sten Frankreichs Le Musée Oberlin F-67130 Waldersbach (Dep. Bas-Rhin) Dokumentation Dokumentation des Lebens und Wirkens von Johann Friedrich Oberlin im Stein-thal und Geschichte der Hugenotten im Elsaß Château Chamerolles F-45170 Chilleurs aux Bois (Dep. Loiret) Hugenottische Gedenkstätte in der Schloßkapelle. Ältester erhaltener Gottesdienstraum der Hugenotten in Frankreich Memoire Protestante en Orléannais 1, rue Parisie F-45000 Orléans (Dep. Loiret) Gedenkstätte der Hugenotten in Orléans Le Musée du Protestantisme Béarnais F-64290 Gan (Dep. Pyrénées-Atlantiques) Geschichte Geschichte der Hugenotten im Bearn Le Musée Protestante de la Grange de Wassy F-52130 Wassy (Dep. Haute-Marne) Tel. Tel. 0325557225 Gedenkstätte an das Massaker an den Hugenotten 1562 in der Scheune von Vassy in der Champagne 89 Abendmahlsgerät der „Kirche in der Wüste“ (Le Musée du Désert). Italien Museo Storico Valdese Via Roberto d’Azeglio 2 I-10066 Torre Pellice (To) Zentrales Museum zur Waldensergeschichte Tel. 0121-91305 Museo Valdese di Prali e Val Germanasca I-10060 Prali (To) Waldensergeschichte in Kirche und Haus Tel. 0121-8519 Museo Valdese di Rorà Via Duca Amedeo II I-10060 Rorà (To) Waldensergeschichte, insbesondere des Alltags Museo Scuola Beckwith degli Odin-Bertot Frazione Frazione Odin I-10060 Angrogna Comunità Montana Val Pellice Beckwith-Schule der Waldenser Tel. 0121-944144 90 Museo Storico della Balsiglia Frazione Balsiglia – Masselo I-10060 Montana Valli Chisone e Germanasca Altes Waldenserhaus als Denkmal in Balsiglia Computer-Genealogie-Seminar 6./ 6./ 6./ 7. Oktober 2000 in Bad Karlshafen Freitag, 6. Oktober 2000 19.00 Uhr Abendessen und genealogischer Stammtisch Gastwirtschaft „Alt Karlshafen“ Mit Ute Bilshausen (Fuhrberg), Jochen Desel (Hofgeismar) und Dr. Theo Kiefner (Calw) Sonnabend, 7. Oktober 2000 9.30– 12.00 Uhr „Die Möglichkeiten und Grenzen der Internet-genealogie“ Holger Zierdt (Göttingen) mit Demonstrationen und Beispielen 12.30 Uhr Mittagessen 14.30 Uhr– 17.00 Uhr „Einführung in die Arbeit an der deutschen hugenottischen Datenbank“ mit Demonstrationen und Beispielen. Robert Peyrot (Schweiz) u.a. 18.00 Uhr Abendessen anschließend genealogischer Erfahrungsaustausch „Aus der Arbeit für die Arbeit“ Teilnehmerbeitrag: 30,00 DM Anmeldung in unserer Geschäftsstelle in 34385 Bad Karlshafen, Hafenplatz 9a. Günstige Übernachtungsmöglichkeiten in Hotel oder Pension werden auf Wunsch vermittelt. Bitte Disketten und CD- ROM aus der eigenen Arbeit mitbringen. 91 Das Textilgewerbe in Friedrichsdorf/ Ts. im 18. Jahrhundert von Daniela Eifert Den Spuren der Textilherstellung, einem typisch hugenottischen Gewerbe, in einem kleinen deutschen Territorium nachzugehen, gibt uns heute einen interessanten Einblick in die Arbeitswelt der französisch- reformierten Glau-bensflüchtlinge, die damals „erst“! hundert Jahre in ihrer neuen Heimat lebten. In der Landgrafschaft Hessen- Homburg gab der bekannte Landes-vater Friedrich II., der „Prinz von Homburg“, den Hugenotten 1687 durch ein Privileg die Möglichkeit zur Gründung der Ortschaft Friedrichsdorf. 1 Der erste „temple“ in Friedrichsdorf, erbaut 1717, abgerissen 1834. Aquarell von Georg Rees (1886), nach Vorlage von Alex Garnier. 1 Friedrichsdorf dürfte auch als Gründungsort des Deutschen Hugenottenvereins (1890) bekannt sein. 92 Die Textilherstellung stand bereits im 18. Jahrhundert in dem Taunus- Ort in voller Blüte, ja das Textilgewerbe florierte in Friedrichsdorf derartig, dass der Ort über die regionalen Grenzen hinaus für seine Strumpf- und Stoff-herstellung 2 bekannt wurde. Ein Reisebericht, gedruckt im Jahr 1788, legt Zeugnis ab „Vom sehr guten Wohlstande der Einwohner“ : „Die Manufakturen bestehen vorzüglich hier in gestreiften und gewürfelten halbleinenen Flanellen, von verschiedner Güte und Farbe. Die Färberei verstehen die Einwohner ungemein gut, und ihre Zeuge haben eine leb-hafte Farbe. Diese bunte Flanelle gehen in die entfernteste Gegenden, und wird damit ein großer Handel getrieben, daher hier unter den Fabrikanten viele reiche und vermögende Leute sind. Die Abgaben, die sie an den Lan-desherrn geben, sind nur mäßig, wie überhaupt alle Unterthanen sehr billig behandelt werden.“ 3 Es finden sich bereits in der Einwohnerliste von 1702 viele Berufe des Tex-tilgewerbes, die Kolonisten brachten also Fertigkeiten zum Aufbau ihres Gewerbes aus Frankreich mit. Eine Neuheit für die ländliche Bevölkerung Hessen- Homburgs waren die Strümpfe und der „canevas“ oder „mulequin“, ein sehr feiner, batistartiger Leinenstoff. Hanf, Leinen und Wolle, die aller-dings nicht aus Friedrichsdorf stammte, waren wichtige Materialien für die florierende Textilindustrie. 4 Bis etwa 1750 wurden in Friedrichsdorf, wie in fast allen deutschen Huge-nottenkolonien, Strümpfe gewirkt. Das Textilgewerbe, besonders das Her-stellen von Luxusgütern 5 , war in Frankreich hoch entwickelt, und die Exu-lanten brachten dieses technische Know- how in ihre Zielländer mit. Zur Ausübung des „typisch hugenottischen“ Textilgewerbes brachten die Réfu-giés den Strumpfwirkstuhl, den sogenannten „Rößchenstuhl“ mit, der 1589 von William Lee erfunden und in Frankreich eingeführt worden war. In die- 2 „Flanell“ auch „flannel“ (engl. Bezeichnung), „flenelle“ Ein weicher, locker gewobener Wollstoff. Wird in Friedrichsdorf seit etwa 1740 gefertigt. Als Spezialität gilt der hier produ-zierte Streifenflanell („flanelle rayée“). Baeumerth, Angelika: 300 Jahre Friedrichsdorf. 1687- 1987. Aus der Geschichte der Hugenottenstadt am Taunus. Friedrichsdorf 1987, S. 30. 3 Gercken, Philipp Wilhelm: Reisen durch Schwaben, Baiern, die angränzende Schweiz, Franken, die Rheinische Provinzen und an der Mosel etc. in den Jahren 1779- 1787. Worms 1788, S. 240/241.Zitiert nach: Baeumerth, S. 23. 4 Vgl. Baeumerth, S. 50. 5 Im Privileg vom 3./13.3.1687wird in Artikel 4 die Möglichkeit der Seidenzucht favorisiert, da aber scheinbar niemand unter den Siedlern die nötigen Fähigkeiten mitbrachte und das Klima nicht geeignet war, wurde aus dem Projekt nichts. 93 sem mechanischen Prozess, der das in Deutschland übliche Handstricken von Strümpfen ablöste, wurde der Strumpfrohling flachgewirkt und an-schließend zu seiner runden Form zusammengenäht, wobei hölzerne Ma-trizen für die genaue Passform sorgten. Die Ausübenden dieses Gewerbes nannten sich in Friedrichsdorf „faiseurs de bas“. 6 Sie bleichten und färbten ihre Strümpfe selbst. Die Vorarbeiten, also das Verarbeiten der Rohwolle (Spinnen), wurde im Verlagssystem 7 in den Taunus ausgegeben. Jeder der Strumpfwirkstühle in Friedrichsdorf brachte viele Arbeitsplätze: Mindestens drei Beschäftigte, Meister, Geselle und Lehrjunge gab es pro Wirkstuhl in Friedrichsdorf selbst, und etliche Arbeitsplätze gab es im ärmeren Taunus. Von dieser Heimarbeit profitierten nicht nur die Taunusdörfer, sondern auch die Umgebung bis zu zwölf Stunden Entfernung um Friedrichsdorf, d.h. sogar die Gegend um Mainz! 8 Der Eppsteiner Pfarrer Ludwig Fliedner gibt uns eine Beschreibung der Art und Organisation der im Jahr 1813 nicht mehr vorhandenen Zuerwerbsar-beit seiner Schutzbefohlenen für die Friedrichsdorfer Hersteller: „(...) daher arbeiteten in einem Umkreis von 10 und mehr Stunden fleißige Hände für sie, die durch geprüfte Männer, an die sie die gesponnene Wolle ablieferten, und wieder rohe dafür bekamen, ihre richtige Zahlung, oft, wenn sie wollten, ein Vorschuß erhielten. Solcher Ausgeber und Kommis waren in hiesiger Gegend mehrere, von denen ich selbst 3, (...) kenne. - Ersterer teilte höchstens unter 40- 50 Familien aus den Ortschaften Eppen-hain, Schloßborn, Öhlhalten, Niedernhausen, Ober- und Unterjosbach, Vockenhausen und Eppstein nach seinem mir mitgeteilten Tagebuch vom 20. September 1806 bis 6. Februar 1811: 217 Zentner 99 Pfund rohe Wolle aus, lieferte davon 52.782 gesponnene Stränge ab und zahlte dafür 3512 fl. als Spinnerlohn aus. (...) denn eben so viel und wohl auch noch mehr be-zogen diese Spinner unmittelbar aus Friedrichsdorf, wenn sie sich dort die Wolle holten und ihre Stränge dorthin ablieferten, wodurch also nach der 6 Vgl. Baeumerth, S. 25. 7 Def.: Eine gewerbliche Organisationsform. In der Hand des Unternehmers/Verlegers liegt die Leitung, Absatz und Materialbeschaffung, während die Durchführung dezentral von Kleinhandwerkern und in Heimarbeit durchgeführt wird. Nach: Haberkern/Wallach, Histori-sches Hilfswörterbuch. 8 Vgl. Dölemeyer, Barbara: Zwischen Zunft und Kartell. Der Friedrichsdorfer Fabrikanten-verein von 1823. (= Alt Homburg - Die Zeitschrift für Bürger und Freunde unserer Stadt. 30. Jg., Heft 4) 1987. S. 4- 6, S. 4. In Eppstein und Anspach (heute Neu- Anspach) sind Strumpfweber belegt. Für das Jahr 1745 wird eine Produktion von 30.000 Strümpfen an-genommen. 94 gewissenhaftesten Angabe über 7000 Gulden in die Hütten unserer flei-ßigen Bergbewohner kamen.“ 9 Die enorme Bedeutung dieser Vergabe von Arbeit durch das „Textilzentrum“ Friedrichsdorf wird durch diese Zahlen wohl deutlich. Aber auch die Friedrichsdorfer Händlerschicht profitierte von dieser „frühkapitalistischen“ Verlagsarbeit. 10 Trotz der in den Privilegien gewährten Zunftfreiheit organisierten sich die Friedrichsdorfer Handwerker in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts in den beiden einzigen Zünften, in der Strumpfwirkerzunft und der Feinlein-weberzunft, die ab 1746 in die Flanellweberzunft 11 überführt wurde. Deren 9 Ludwig Fliedners Bericht vom 15.1.1813, zitiert nach Baeumerth, S. 36 f. Fliedner nennt auch Heimarbeiter in Ober- und Unterreifenberg, Arnoldshain, Schmitten und Seelberg. Ebenfalls gibt es Heimarbeit in Oberursel und Neu- Anspach. (Vgl. Baeumerth, S. 198, Anmerkungen 5 und 8). 10 Ob die Bezahlung der Heimarbeiter gerecht war, mag dahingestellt sein, fest steht, dass das Abverdienen eines Webstuhles oft unseriös ablief. 11 Auch „flenneliers“ genannt von englisch „flennel“. Das Wissen über diesen Stoff brachten die Friedrichsdorfer Handwerker wohl nicht aus Frankreich mit, sondern es kam aus dem englischen Raum. Blaudruckformen in der Heimatstube im Philipp-Reis-Haus. 95 Zunftordnungen, die nach dem Vorbild der Alt- Homburger Zünfte entstan-den waren, ließ man sich durch den jeweiligen Landgrafen bestätigen. 12 Die „mulquiniers“, die Feinleinweber, waren die zweite wichtige Berufs-gruppe des Textilgewerbes in Friedrichsdorf. Der Mulequine war ein feiner Leinenstoff, der auch in der Fütterung von Gewändern seine Verwendung fand. 13 Großen Erfolg hatten sie ab Mitte des 18. Jahrhunderts mit der Pro-duktion von Flanell, besonders „Streifenflanell“ oder „Flannelle rayée“. Da die Friedrichsdorfer sowohl warm als auch kalt selbst färbten, bauten sie kleine Häuschen an, die, mangels Baches, einen Brunnen in der Nähe hatten und in der Hauptsache drei große Färbkessel beherbergten. Einige dieser kleinen Färbhäuschen haben sich bis heute in der Hugenottenstraße erhalten. Auch sonst war das Leben und Arbeiten meist außerordentlich beengt, denn Lebens- und Arbeitsstätte waren damals noch nicht getrennt. Die Produktion der Textilgüter, z.B.auch „tiretaine“ oder „Beiderwand“, ei-nem Stoff zur Hälfte aus Leinen, zur Hälfte aus Wolle, war bis ungefähr 1740 außerordentlich erfolgreich. Danach kam durch die rheinländische Konkurrenz aus Elberfeld 14 der erste Einbruch der blühenden Friedrichs-dorfer Textilindustrie. Dieser konnte jedoch noch durch die Produktion von Flanellen, besonders „flannelles rayées“, aufgefangen werden. 15 Größte Schwierigkeiten gab es aber dann im 19. Jahrhunderts durch die aufkommende Industrialisierung. Maschinen ersetzten die Arbeitsplätze von Menschen, und besonders die Textilherstellung erfolgte z.B.in England und Flandern viel rationalisierter. Die Hugenotten hatten sich nicht so rasch auf moderne Methoden umgestellt, der Konkurrenzdruck wurde übermächtig, und der Konkurs wurde immer drohender. Als Konsequenz erfolgte die eher zögernde Umstellung auf die Produktion neuer Güter: der berühmte Friedrichsdorfer Zwieback sollte im 19. Jahr-hundert seinen Siegeszug antreten! 12 Vgl. Dölemeyer, Barbara: Die hessen- homburgischen Privilegien für französisch-reformierte Glaubensflüchtlinge. Homburg- Neustadt - Friedrichsdorf - Dornholzhausen. Bad Karlshafen 1990, (Geschichtsblätter des deutschen Hugenottenvereins e.V.Bd. 20, Heft 5- 6.), S. 14. 13 Vgl. Dölemeyer, 1990, S. 4. 14 Vgl. Dölemeyer, 1987, S. 4. 15 Vgl. Milléquant, Marie- Carla: Friedrichsdorf, colonie française sur le territoire allemand. In: Linguistique Picarde, 10e année, fasc. 36 (1970). S. 2- 20, 1973, S. 29 f. 96 Neue Bücher und Aufsätze Die mit einem * versehenen Titel sind in der Bibliothek in Bad Karlshafen vorhanden bzw. werden angeschafft. Nicht aufgenommen wurden Aufsätze aus genuin huge-nottischen Zeitschriften. Für die Bücher ohne Stern werden noch Sponsoren ge-sucht. Bitte teilen Sie alle Neuerscheinungen (Bücher u. Aufsätze) dem Schriftleiter von HUGENOTTEN mit. *Patrick Cothias / Pierre Wachs: Die Versuchungen des Hein-rich von Navarra, 1. Unser Henric, Kult Editionen Grenoble 1999. [Comic] *Jochen Desel:Hugenotten, die später kamen. Die zweite Einwanderung der Huge-notten und Waldenser in Hes-sen- Kassel 1699, in: Jahrbuch `99, herausgegeben vom Kreisausschuß des Landkrei-ses Kassel 1999, S. 7-12. *Thomas Ende:Von Altona nach Gewissenruh – Eine Wal-denser- Wanderung, in: Jahr-buch ‘99, herausgegeben vom Kreisausschuß des Landkrei-ses Kassel 1999, S. 14 f. *Andreas Flick:Vor 300 Jahren Grundsteinlegung zum Bau der Evangelisch-reformierten Kirche Kirche in Celle, in: Cellesche Zeitung, Sonnabend, 29. April 2000, Nr. 100, 184. Jg., Sachsenspiegel 17, S. 69. *Andreas Flick:1700-2000: 300 Jahre Evangelisch-reformierte Kirche in Celle. Der letzte erhaltene hugenottische ‚temple‘ in Nordwestdeutschland, in: Celler Chronik 9. Beiträge zur Geschichte und Geographie der Stadt und des Landkreises Celle, Museumsverein Celle 2000, S. 58-101. *Mona Germaine:Peter Street Cemetery, Non-Conformist French Huguenot church and cemetery „French Peters“, Dublin 1711-1879, Dublin o. J. *Sylvia Kotschate:Verformungsgerechte Aufmaße an den Kirchen Schöneberg und Kelze. Ein Beitrag zur 300jährigen Ansiedlung der Hugenotten und Wal-denser in Hessen, in: Jahrbuch ‘2000, herausgegeben vom Kreisausschuß des Landkreises Kassel 2000, S. 6-8. 97 *Ursula Marianne Mathieu / Ursula Fuhrich Grubert:Die Kolonie 1875-1877, 1880-1882. 1880-1882.Die Französische Colonie 1887-1908.Namensregister, (Ge-schichtsblätter der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft e.V.,Bd. 31), Bad Karlshafen 2000. *Joachim Schmidt:Waldenserkolonien in Hessen und Nassau, Vortrag vor dem Verein für Geschichte, Denkmal- und Landschaftspflege Bad Ems, (Emser Hefte Nr. 195), Verein für Geschichte, Denkmal- und Landschaftspflege Bad Ems 2000, 29 S. Jan Sizoo:Een familie uit Chisseau. Roman over de strijd tussen hugenoten en katholieken in Frankrijk, 1656-1672, uitgeverij KOK 2000. *Kathrin Utz Tremp:Waldenser, Wiedergänger, Hexen und Rebellen. Biographien zu den Waldenserprozessen von Freiburg im Üchtland (1399 und 1430), Freiburg (Schweiz) 1999. *Nicole Vray:La Rochelle et les Protestants du XVI e au XX e siècle, Geste éditions La Crèche 1999. *Horst Weigelt:Ebrards Theologiestudium in Erlangen und Berlin im Spiegel sei-ner Autobiographie, in: Horst Weigelt: Von Schwenkfeld bis Löhe. Aspekte aus der Geschichte evangelischer Theologie und Frömmigkeit in Bayern, (Einzelarbeiten aus d. Kirchengeschichte Bayerns, 73), Neustadt a. d. Aisch 1999, S. 214-225. www. Hugenotten im Internet (2) In dieser neuen Rubrik werden empfehlenswerte Internetadressen zum Thema ‚Hugenotten‘ und ‚Waldenser‘ kurz vorgestellt. 1) www.chiesavaldese.org/Pages/SPLASHIT.HTM Offizelle Web-Seite der „Chiesa Evangelica Valdese“ (Waldenserkirche). Eine englische Version ist in Vorbereitung. 2) http://www.amsterdam.nl/bmz/adam/nl/groot/wakerk.html Gut bebilderte Information zur Walse Kerk (Wallonischen Kirche) in Amsterdam 3) http://home.kabelfoon.nl/-fleblanc/stamboom/index.html Graphisch modern und ansprechend gestaltete Homepage zur Genealogie der Familie le Blanc in den Niederlanden. 4) www. dike. de waldenser/ seite. htm Homepage der Evangelischen Waldenser-Kirchengemeinde im Norden der Stadt Bad Homburg (Stadtteil Dornholzhausen). 5) www.reformiert.de Homepage der Evangelisch-reformierten Kirche (Synode Evangelisch-reformierter Gemeinden in Bayern und Nordwestdeutschland). Hier finden sich Informationen zu ehemaligen Hugenottengemeinden, wie z.B.Bützow, Celle, Erlangen, Hannover, Hameln, Leipzig, Lübeck, Stuttgart etc. 98 Buchbesprechung Köhler, Brigitte: Dreihundert Jahre Waldenserkolonie Rohrbach- Wem-bach- Hahn, Herkunft und Geschichte ihrer Bewohner. Hg. v. Otto We-ber im Auftrag des Vereins für Heimatgeschichte e. V. mit Sitz in Ober-Ramstadt, Ober- Ramstadt 1999, 203 S., ISBN 3- 9805727- 1- 4 Brigitte Köhler ist durch zahlreiche Arbeiten als Kennerin der Geschichte der hessischen Walden- serkolonie Rohrbach- Wembach- Hahn ausge-wiesen. Während in ihren bisherigen Arbeiten jedoch vor allem Einzelfra-gen zur Geschichte dieser Walden-serkolonie im Mittelpunkt standen, hat sie in ihrem neuen Buch aus An-lass des 300jährigen Jubiläums der Waldenserkolonie eine umfangreiche Gemeindegeschichte geschrieben. Die Publikation teilt sich in drei grö-ßere Abschnitte. Der erste Teil, der mit „Die alte Heimat“ überschrieben ist, beschäftigt sich mit den Anfängen der Waldenser, mit dem Tal Pragela, aus dem die Waldenser in Rohrbach-Wembach- Hahn stammen, und mit ihrer Geschichte bis zum Verbot der reformierten Religion. Bereits diese Ausführungen bestechen durch eine sehr solide Bearbeitung. Das zweite Kapitel berichtet von der Suche der Vertriebenen nach einer neuen Heimat und wie sie diese in der neu gegründeten Kolonie Rohrbach- Wembach-Hahn fanden. Es schließt sich die eigentliche Gemeindegeschichte an, die alle interessanten Bereiche des Gemeindelebens von der Gründung der Kolonie bis zur Gegenwart berücksichtigt. Informationen zum Waldenser-Archiv in Rohrbach sowie ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeich-nis schließen die Arbeit ab. Leider wurde auf die Erstellung eines Registers verzichtet, so dass z. B. die Suche nach einzelnen Personen eher mühsam ist. Dieses ist jedoch nur ein kleiner Schönheitsfleck in einer solide gearbei-teten Gemeindegeschichte. Das gut bebilderte Buch kann auch vom äuße-ren Eindruck gefallen und sei allen Interessenten zur Lektüre empfohlen. Erich Wenneker 99 „From Strangers to Citizens“ Kurzbericht über eine internationale Konferenz von Andreas Flick Ein beachtliches Programm erwartete die rund 250 Teilnehmer der interna-tionalen historischen Konferenz „From Strangers to Citizens“ (Von Fremd-lingen zu Staatsbürgern), die vom 5. bis 7. April in London stattfand. Veran-stalter dieser Tagung, die die Integration der Immigranten- Gemeinden in Großbritannien, Irland und den britischen Kolonien zum Thema hatte, war die „Huguenot Society of Great Britain and Ireland“. Historischer Anlaß war das 450jährige Jubiläum der Verleihung der Charta der Flüchtlingsgemein-den im Jahre 1550 durch König Edward VI. Dank einiger Sponsoren, darun-ter auch die Johannes a Lasko Bibliothek in Emden, konnte die aufwendig und gut vorbereitete Konferenz durchgeführt werden. Tagungsort war die „Dutch Church (Austin Friars)“, die in diesem Jahr ebenfalls ihr 450jähriges Jubiläum begeht. Gemälde von der Überreichung der Charta der Flüchtlingsgemeinden an Johannes a Lasco, unbekannter Künstler des 17. Jahrhunderts. Die bedeutendsten Dargestellten von links nach rechts: Erzbischof Thomas Cranmer, Bischof John Ridley, König Edward VI., der Herzog von Northumberland und John Knox. 100 Neben den dominierenden hugenottischen Themenkreisen, wie z. B. Huge-notten in Irland, Hugenotten in Britisch- Nordamerika, Hugenotten in der Medizin oder Hugenotten im öffentlichen Leben Englands, standen Sektio-nen, die ihr Augenmerk auf die niederländischen, deutschen, jüdischen, sowie asiatischen und afrikanischen Einwanderer richteten. Auf gelungene Weise wurde so der Bogen über 450 Jahre britische Einwanderungsge-schichte bis in die Gegenwart gespannt, wobei das Niveau der Vorträge naturgemäß sehr unterschiedlich war. Die rund 60 Referenten stammten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Israel, Italien, Japan, Neuseeland und den USA. Es würde zu weit führen, die Fülle der Vorträge in diesem Kurzbericht vor-zustellen, zumal der Berichterstatter infolge von Parallelvorträgen nicht einmal die Hälfte der Referate hören konnte. Sie sollen dankenswerter wei-se sämtlich publiziert werden, so dass eine inhaltliche Bewertung später anhand einer Buchrezension vorgenommen werden kann. Garniert wurde die Konferenz mit einem zusätzlichen Rahmenprogramm, wie dem Besuch der Sephardischen Synagoge, der Besichtigung einer Ausstellung über alte Bücher und Handschriften in der „French Church of London“ sowie einem Stadtrundgang durch den von Hugenotten mitgepräg-ten Stadtteil Spitalfield. Fortgesetzt werden soll diese in Charleston (South Carolina) begonnene Reihe von internationalen Hugenottenkonferenzen im April 2002 in Südafri-ka. Dort werden die Huguenot Society of South Africa in Zusammenarbeit mit der Universität Stellenbosch und dem Huguenot- Museum in Fransch-hoeck die Gastgeber sein. Kontaktadresse für Referenten aus Deutschland ist die Deutsche Hugenotten- Gesellschaft in Bad Karlshafen (z. Hd. Andre-as Flick). Am Rande der Konferenz wurden auch offizielle Gespräche mit den füh-renden Repräsentanten der Huguenot Society of Great Britain and Ireland sowie der Huguenot Society of South Africa über eine verstärkte Kooperati-on mit unserer deutschen Gesellschaft geführt. 300 Jahre Evangelisch-reformierte Kirche zu Leipzig Festveranstaltung am 16. und 17. September in Leipzig von Hans- Jürgen Sievers Am 17. 9. 1700 schrieben französische Glaubensflüchtlinge einen Brief an den sächsischen Kurfürsten Friedrich August (August der Starke) und ba-ten um die Genehmigung, sich regelmäßig zu Gottesdiensten zu versam- 101 meln. Obwohl der erste reformierte Gottesdienst erst zwei Jahre später stattfand, gilt die-ses Datum als Tag der Gründung der Gemeinde Leipzig. In diesem Jahr, am Wochenende 16. und 17. Septem-ber, lädt die Evan-gelisch- reformierte Kirche zu Leipzig aus Anlaß ihres dreihundertjähri-gen Jubiläums zu verschiedenen Veranstaltungen ein. Am Sonnabend, dem 16. Septem-ber, beginnt um 15.30 Uhr ein „Nachmittag der Begegnung” mit gemeinsa-men Singen, einer Andacht von Landessuperintendent Herrenbrück (Leer) und Grußworten aus befreundeten Gemeinden. Ein gemeinsamer Imbiß mit einem Anklang an „Französische Küche” leitet über zu einem Kirchen-konzert, das um 20 Uhr beginnt. Am Sonntag gibt es eine gemeinsame Festveranstaltung der Stadt Leipzig und der reformierten Gemeinde. Um 10 Uhr beginnt in der Kirche am Tröndlinring der Festgottesdienst, zu dem neben dem Oberbürgermeister der Stadt und anderen Festgästen auch die Botschafter aus Frankreich und der Schweiz erwartet werden. Nach dem Gottesdienst begibt sich die Fest-gemeinde zum Alten Rathaus, wo um 12 Uhr die Eröffnung der Ausstellung „Fremde in Deutschland – Deutsche in der Fremde” stattfindet. Am 19. September hält der Gemeindepfarrer Dr. Sievers im Alten Rathaus einen Vortrag zu dem Thema: „Hugenotten in Leipzig – 300 Jahre Evange-lisch- reformierte Kirche in der Messestadt”. Ein Leipziger Hotel bietet vom 16. bis 18. September zu einem Sonderpreis Zimmer an. In der Leipziger Gemeinde werden Privatquartiere geworben, um alle Gäste gut unterbringen zu können. Rückfragen unter: Evangelisch-reformierte Kirche zu Leipzig, Tröndlinring 7, 04105 Leipzig, Tel. 0341-9800512. 102 Beschluss der Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche (...) zur Erklärung zur Rechtfertigungslehre des lutherischen Weltbundes und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Kirche (5. Mai 2000) Die Gesamtsynode nimmt die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtferti-gungslehre“ sowie die „Gemeinsame Offizielle Feststellung“ (die am 31. Oktober 1999 in Augsburg unterzeichnet wurde) zur Kenntnis. Die Gesamtsynode stellt fest, dass die „Gemeinsame Erklärung“ nicht nur die lutherischen Kirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutsch-land betrifft, sondern Bedeutung hat für alle Gliedkirchen der EKD und für die in der Leuenberger Kirchengemeinschaft verbundenen Kirchen, also auch für die Evangelisch- reformierte Kirche (Synode evangelisch- refor-mierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland). Die Gesamtsynode sieht in der „Gemeinsamen Erklärung“ - eine Annähe-rung zwischen den reformierten Kirchen und der römisch- katholischen Kirche im Verständnis von der Rechtfertigung des Menschen allein aus Gnade und allein durch Glauben, dem Herzstück der christlichen Lehre; - die Aufhebung der Verwerfungen und Lehrverurteilungen des 16. Jahrhun-derts; - die Möglichkeit, gemeinsam (in versöhnter Verschiedenheit) die Botschaft von der freimachenden Gnade Gottes zu verkündigen, und - ei-nen bedeutsamen Schritt auf dem Weg zu mehr Kirchengemeinschaft. Die Gesamtsynode unterstützt die „Erklärung“ des Rates der EKD, des Vorstandes der Arnoldshainer Konferenz und der Kirchenleitungen der Ver-einigten Evangelisch- Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) zur luthe-risch- katholischen Verständigung in Fragen der Rechtfertigungslehre (...). Mit dem Vorsitzenden des Rates der EKD stellt die Gesamtsynode fest, dass die während der Verhandlungen zur „Gemeinsamen Erklärung“ laut gewordenen Fragen, kritischen Äußerungen und Anregungen „für die Wei-terarbeit an den nach wie vor strittigen Themen nutzbar gemacht werden“ müssen und dass „der weitere Dialog zwischen den reformatorischen Kir-chen und der römisch- katholischen Kirche“ danach streben muss, „dass sich die beteiligten Kirchen gegenseitig als Kirche Jesu Christi anerken-nen“. Die Gesamtsynode ist der Meinung, dass ein solcher Dialog nicht nur auf akademischer Ebene, nicht nur in Zirkeln von Wissenschaftlern und Kir-chenleitenden geführt werden darf. Für sehr wichtig hält sie die Beteiligung der Gemeinden an diesem Gespräch. So wird der Versuch eher gelingen, in 103 verständlicher Sprache deutlich zu machen, wo wir uns näher gekommen sind und worum es geht, wenn von der „Rechtfertigung des Gottlosen“ die Rede ist. Es wird auch noch deutlicher werden, was uns unterscheidet, ja trennt, und warum die römisch- katholische Kirche die Voraussetzungen, wonach Protestanten und Katholiken gemeinsam am Tisch des Herrn Platz nehmen können, für noch nicht gegeben ansieht. Im übrigen macht sich die Gesamtsynode die Stellungnahme des Konsy-nodalen Professor Dr. Eberhard Busch als hilfreichen Diskussionsbeitrag zu eigen, den dieser im Auftrag des Moderamens der Gesamtsynode und nach einer Diskussion im Theologischen Ausschuss der Evangelisch- re-formierten Kirche (Synode evangelisch- reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland) verfasst hat (...). Kurzmeldungen •Münchener Hugenottentreff:Am Sonnabend, 23. September, um 15 Uhr hält Pastor Andreas Flick (Präsident der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft) einen Dia-Vortrag zum Thema:Die Merkmale des französisch-reformierten Kirchen-baus in Europa.Vortragsort ist der Gemeindesaal der evangelischen Kirche Grö-benzell, Rathausstr. 8 in 82194 Gröbenzell. Bitte Anmeldungen an: 1. Herrn Dr. Walter Mogk, Freilandstr. 12, 82194 Gröbenzell, Tel.: 08142-9805 oder 2. Herrn Dr. Gerhard William, Walter-Brecht-Str.1, 81243 München, Tel 8349092. • 52. Deutscher Genealogentag:Zusammen mit dem 75-Jahr-Jubiläum der ge-nealogisch- heraldischen Gesellschaft Zürich (GHGZ) findet in Zürich vom 22. bis 25. September 2000 der 52. Deutsche Genealogentag statt. Info: Frau Theres Meili, Güpfstrasse 18, CH-8909 Hedingen www. eye. ch/ swissgen/ gentag-d.htm • 300 Jahre „templum a gallis reformatis aedificium“:In diesem Jahr feiert die Evangelisch-reformierte Gemeinde Celle ihr 300jähriges Kirchbaujubiläum. Am „Tag des offenen Denkmals“ (Sonntag, 10. September) werden im Anschluss an einen Festgottesdienst in der letzten erhaltenen Hugenottenkirche in Nordwest-deutschland Führungen in historischen Kostümen angeboten. Am Samstag, 16. September, hält Prof. Dr. Eckart Birnstiel (Universität Toulouse) um 15.00 Uhr einen Festvortrag über die Geschichte der Hugenotten in Frankreich. (Der Exakte Vor-tragstitel lag bei Redaktionsschluß noch nicht vor.) • Homepage:Zur Zeit wird an einer eigenen Homepage der Deutschen Hugenot-ten- Gesellschaft gearbeitet (www. Hugenotten. de).Sie ist zur Zeit noch gesperrt. 104 1P 21546 F Neuerscheinung Ursula-Marianne Mathieu und Ursula Fuhrich-Grubert Die Die Kolonie 1875-1877, 1880-1882 Die Die Französische Colonie 1887-1906 Namensregister Namensregister (Geschichtsblätter der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft e.V.,Bd. 31) Bad Karlshafen 2000, 198 Seiten ISBN 3-93048-12-X 29,80 29,80 29,80 29,80 DM Ein Personenregister für genealogisch und historisch interessierte Forscher im Bereich der Geschichte der Hugenotten. Dem Register ist eine ausführliche Ge-schichte der beiden Publikationen voran-gestellt. Verlag der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft e. V. Hafenplatz 9a 34385 Bad Karlshafen