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LEXIKON
 
 

 

 

Bullinger, Heinrich

geb. 4. Juli 1504 in Bremgarten, gest. 17. September 1575 in Zürich.
Pfarrer und Reformator.
B. besuchte zunächst in seinem Heimatort, dann in Emmerich/Niederrhein die Schule. 1519 ging er nach Köln, wo er 1520 den Baccalaureus, 1522 den Magister artium erwarb. Er betrieb vor allem humanistische und theologische Studien. Die ausführliche Lektüre der Kirchenväter und vor allem der Heiligen Schrift bewirkten seinen baldigen Bruch mit Rom. Nach seinem Studium war B. Lehrer an der Klosterschule des Zisterzienserklosters Kappel bei Zürich, von 1529 bis 1531 Pfarrer in seinem Geburtsort Bremgarten. Bald war er entschiedener Anhänger Ulrich Zwinglis. 1529 heiratete er Anna Adlischweiler, eine ehemalige Nonne des Klosters Oetenbach in Zürich. Vom 9. Dezember 1531 bis zu seinem Tode wirkte er in der Nachfolge des gefallenen Zwingli als Pfarrer am Großmünster in Zürich, wo er die von seinem Vorgänger begonnene Reform von Kirche und Gesellschaft weiterzuführen suchte. B. prägte und stärkte mit seiner »Prediger- und Synodalordnung« von 1532 und der »Kirchenordnung« von 1535 die Zürcher Kirche und schuf darin ein vielfach imitiertes Modell. Unter seiner maßgeblichen Beteiligung entstand in Basel 1536 das Erste Helvetische Bekenntnis. 1549 verständigte er sich mit Calvin über die Abendmahlsfrage (sog. »Consensus Tigurinus«).
Neben exegetischen und systematischen Arbeiten verfasste B. auch Schriften für die Seelsorge und schrieb gegen Rom und die Täufer, später auch gegen das Luthertum. Von seinen ausgeprägten historischen Interessen zeugt u. a. seine Reformationsgeschichte (1564), eine eidgenössische (1568) und Zürcher (1573/74) Geschichte. B. war ein berühmter Prediger; neben tausenden Predigtkonzepten sind ca. 600 gedruckte Predigten erhalten. Er verfasste ebenfalls Kommentare zu allen Schriften des Neuen Testamentes. Seine einflussreichsten theologischen Werke sind die »Dekaden«, fünf Gruppen zu je zehn Predigten (1549-1551) und das Zweite Helvetische Bekenntnis (Zürich 1566), das zur Glaubensgrundlage vieler Reformierter wurde. B. baute seine Schriften nach der humanistischen »Loci«-Methode auf. Er betonte stets die reformierten Positionen, so etwa in der Lehre von der Schrift, Heiligung, Kirche und Abendmahl und wandte sich entschieden gegen die lutherische Lehre vom Abendmahl und der Ubiquität, aber auch gegen das Tridentinum. Kennzeichnend für B.s Theologie ist der Begriff des »Bundes«, mit der er den Inhalt des christlichen Glaubens zusammenzufassen suchte.
Sowohl mit seiner modellhaften Ordnung der reformierten Kirche in Zürich als auch mit seinem theologischen Œuvre (124 Titel) wirkte B. weit über die Grenzen der Schweiz hinaus. Auch durch seinen umfangreichen Briefwechsel (mehr als 12000 Nummern, einer der größten Briefwechsel unter den Reformatoren) beeinflusste er die Entwicklung in den von der Reformation erfassten Ländern. B. gilt als Begründer einer zweiten wichtigen reformierten Tradition neben Johannes Calvin.

Christoph Herbst, Göttingen

 

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